Zeitreise

Am 29. August hat nun zum zweiten Mal das Festival «Gothic Castle» auf der Burg Satzvey stattgefunden. Inmitten der Voreifel, in Mechernich, liegt die Wasserburg Satzvey. Diese schöne Burg bietet das ganze Jahr über eine interessante Kulisse für Konzerte und Veranstaltungen und beherbergt nun auch ein neues Musikfestival.

PsycHolies (Foto by Marco Aversano Fotografie-http://portfolio.aversano.net)
PsycHolies (Foto by Marco Aversano Fotografie-http://portfolio.aversano.net)

Auch wenn der Ort Mechernich nicht zu den Ballungszentren Deutschlands gehört, ist er dennoch mit dem öffentlichen Nahverkehr und dem PKW gut zu erreichen. Circa 40 Autominuten von Köln entfernt, mit eigenem Bahnhof und einer grossen Anzahl von verfügbaren Parkplätzen bietet der Ort um die Burg Satzvey einiges an Möglichkeiten.

Preis und Leistung am kunterschwarzen Familientreffen

Mit fünf internationalen Bands, einem Düstermarkt, einer Fantasy-Lesung und anschliessender Disko im roten Bourbonen-Saal wurde dem Besucher für einen Ticketpreis von 15 Euro im Vorverkauf und 20 Euro an der Tageskasse einiges geboten.

Gleich am Einlass zum Gelände war zu merken, dass sich zwischen die überwiegend schwarz gekleideten Besucher auch einige Anwohner und Szenefremde gemischt hatten. Wer nun vermutet, dass es sich dabei um Schaulustige handelte, irrt. Durch diese Besucher erschien die schwarze Szene, die häufig ihresgleichen sucht, an diesem Tag sehr bunt und offen, da man aufgrund der kleinen Location schnell ins Gespräch kam. Somit entstand gleich zu Beginn eine entspannte und familiäre Atmosphäre.

Geschick und Kreativität

Der überschaubar bestückte Düstermarkt bestach besonders durch Händler, die in liebevoller Handarbeit gefertigte und teilweise skurrile Ware anboten. Zum Beispiel beeindruckte der Stand von Lord Frog mit selbst kreierten Voodoo-Puppen (inklusive Bedienungsanleitung) und wundervoll verzierten Halbmasken im venezianischen Stil.

Auch der Stand von AbARTig liess den Betrachter darüber staunen, welche Verwendung altes Spielzeug haben kann. Ihr Steckenpferd scheint die schön-schaurige Darstellung von Kinderspielzeug im Horror-Stil zu sein. Dies erstreckte sich vom Zombie-Bambi bis zur Nachstellung von Horrorfilmszenarien mit Legofiguren.

Speis und Trank

Das Herzstück des Festivals war der Innenhof der Burg mit der Bühne. Für das leibliche Wohl sorgten mehrere Buden und das Restaurant «Zum Kreuzritter» zu moderaten Preisen. Für das tanzwütige Volk stand vor und neben der Bühne ausreichend Platz zur Verfügung. Wurden die Füsse doch einmal müde, so luden etliche Sitzmöglichkeiten mit direktem Blick auf die Bühne zum Entspannen ein.

Let the Show begin

Mit der Gemütlichkeit war es dann jedoch vorbei, als die Essener Band Aeon Sable das Publikum begrüsste und von den Bänken holte. Diese konnten den geplatzten Auftritt vom diesjährigen Amphi-Festival nachholen und präsentierten glaubwürdig ihren düsteren Goth-Rock, auch bei strahlendem Sonnenschein.

Die nachfolgenden Künstler konnten unterschiedlicher nicht sein. Konnte In Mitra Medusa Inri noch mit melancholischen Texten und ruhigen elektronischen Klängen zum Träumen einladen, so wurde man im Anschluss von den PsycHolies mit einer vollen Ladung Rock von den Füssen gerissen. Mit der charakteristischen Stimme des Frontmanns und Ausstrahlung konnten die Herren aus Süditalien, trotz technischer Probleme, Bunt und Schwarz vollständig überzeugen.

Auf ganz andere Art stellten sich die Künstler von Radium Valley vor. Mit einem Bühnenbild im Endzeitstil und einer besonders extravaganten Präsentation ihrer Musik fesselten Sie das Publikum fast vollständig. Der Kreativität waren unter Einsatz einer ganzen Menge Babypuder, Wasser und Plastikfolie keine Grenzen gesetzt. Dies unterstützte nur die schwermütigen, harten Klänge der aus Frankreich stammenden Musiker.

Die aus Polen stammenden Vertreter des Visual Rock Splendor leiteten mit ihrem Auftritt die Dämmerung ein. Musikalisch und stimmlich konnten Sie absolut überzeugen. Jedoch mangelte es der Gruppe um Sänger Bart Cathedral leider an Publikumsinteraktion, um die Besucher nach dem Auftritt von Radium Valley richtig zu fesseln.

Auch in den Pausen der Haupt-Acts konnte man nicht von Langeweile sprechen. Auf dem Düstermarkt gab die Mittelaltertruppe Fremitus ihre Musikstücke zum Besten. Leider schienen das die meisten Gäste nicht mitbekommen zu haben. Diejenigen, die den Weg doch zum Düstermarkt gewählt haben, wurden nicht enttäuscht. Die Musik lud zum Tanzen ein und besonders zwei Damen liessen es sich nicht nehmen, den Zuschauern eine spontane, synchrone Bauchtanzeinlage im Takte der Musik zu liefern.

Die geplante Steampunk-Zaubershow konnte leider nicht stattfinden, da der Künstler samt Getier aufgrund eines Motorschadens ihr Ziel nicht erreichten. Zum Ausgleich bekamen Fans die Möglichkeit, sich gemeinsam mit den Künstlern ablichten zu lassen, um die Erinnerungen an ein tolles Festival mit nach Hause nehmen zu können.

Nichts hinzuzufügen

Einen krönenden Abschluss lieferten zur Freude der zahlreich erschienen Fans die Headliner Merciful Nuns mit einem regelrechten Bild-Licht-und Musikgewitter. Das Gesamtfazit zum Gothic Castle auf der Burg Satzvey. Es lohnt sich auf jeden Fall, dieses noch relativ unbekannte Festival zu unterstützen. Wer Freude an mittelalterlicher Burgromantik, einer familiären Atmosphäre und rockiger Musik hat, dem ist ein Besuch nur zu empfehlen.

Der Text ist ebenfalls zu finden unter http://negativewhite.ch/zeitreise/

 

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