Heiß, heißer, The Creepshow

Eigentlich war es wetterbedingt ein Sonntag für den Badesee, aber Negative White hat den Abend genutzt, um die Psychobilly-Band The Creepshow auf ihrer unglaublich eng getakteten Europatour im Underground in Köln zu besuchen.

Begleitet wurden The Creepshow von den ebenfalls aus Kanada stammenden Doghouse Rose und von Psycho Village aus Österreich.

Doghouse Rose kommen aus einem Genre was als «Country-Rockabilly-Pop-Punk-Trash» (das hat wahrhaftig Zungenbrecher-Qualität) benannt ist, oder wie sie selber es nennen: «Rebel Country». Wie man das Kind auch nennen möchte; es hat auf jeden Fall den richtigen Sound und klingt live noch besser als von der Platte.

 

Sarah Beth, Frontfrau von Doghouse Rose, überzeugte. Bild: Marco Aversano

Aber nicht nur der Sound überzeugt, auch die Bühnenpräsenz insbesondere der Frontfrau Sarah Beth «The Punk Rock Cowgirl» und Jefferson «MegaJeff» Sheppard am Kontrabass war packend und verbreitete gute Laune. Dies wurde auch nicht von defekten Mikros und Kabeln getrübt; Sarah hat mit ihren Kollegen die Situation souverän gelöst und ist einfach zwischen anderen Mikros hin und her gehüpft, als wäre nichts geschehen. Spass hatten Band und Publikum allemal.

Präsentiert wurden unter Anderem einige Songs von ihrem, in 2016 erschienen zweiten Album Bourbon and Gasoline, das im Vergleich zu ihrer ersten, etwas ruhigeren Platte, auf noch mehr Spass bei kommenden Alben hoffen lässt. Definitiv eine Band, mit der man gerne auf die Piste gehen würde.

Eine Botschaft mit Rhythmus

Der zweite Support, mit dem Namen Psycho Village, schlug nicht nur musikalisch, sondern auch vom Bühnenaufbau her eine etwas andere Richtung ein. So waren zur optischen Unterstützung der Songs zwei Leinwände auf der Bühne platziert, auf denen während des Konzerts Zusammenschnitte aus diversen Musikvideos und Filmen gezeigt wurde. Die jungen, in Österreich ziemlich erfolgreichen, Musiker haben sich für diese Tour mit Raja eine Dame an den Drums zur Unterstützung geholt, da ihr eigentlicher Drummer zeitlich leider nicht an der Tour teilnehmen konnte. Meine Herren, diese Dame hat sich mit ordentlich Dampf in meine Ohren getrommelt.

Psycho Village sind in Österreich ziemlich erfolgreich. Bild: Marco Aversano

Leider wirkte der Sänger und Gitarrist Daniel Kremser etwas hektischer und unsicherer als der Rest der Band, wodurch der Auftritt im Gesamten etwas unruhig wirkte. Die Texte jedoch sind interessant, oft mit einer gewissen Botschaft verknüpft und der Sound geht ins Ohr.

Siedepunkt

Unmittelbar nach Ende des Auftritts des Supports, strömte das Publikum nach draussen, um noch etwas von der Abendbrise mitzubekommen. So kam es, dass beim Beginn von The Creepshow die Zuschauer nur nach und nach eintrudelten und die Stimmung lange nicht so angeheizt war wie die vorherrschende Raumtemperatur.

Die bekannte Tonbandansage (als Intro) mit einer Aufnahme aus dem Film The Purge kündigt den Ausnahmezustand an und teilt mit, dass alles erlaubt sei, sogar Mord. Diese anarchistische Ankündigung lockte auch noch die Letzten aus dem Biergarten vor die Bühne. Die Hitze sowie das an einem Sonntagabend übersichtlich erschienene Publikum juckte die, augenscheinlich angeschlagenen, Kanadier nicht im Geringsten. Sie legten auch für ein kleines Publikum direkt mit Vollgas und See You In Hell los.

«We are sweating since yesterday and haven’t finished yet…everything is sweat.»

Die Luft war zum Schneiden und nicht nur damit, sondern auch mit einer schmerzenden Knieverletzung hatte Kenda (Kendalyn Legaspi), die inzwischen dritte Sängerin bei den Kanadiern, zu kämpfen. Doch wer eine richtige Rampensau ist, gibt alles was das Rockabilly Repertoire bereithält. Neben einigen Songs von ihrem aktuellen Album Life after Death durfte Köln auch Anthem of a Broken Heartlauschen, dass von dem am 11. August 2017 erscheinenden Album stammt.

Rampensau

Kenda gab trotz Knieverletzung Vollgas.Bild: Marco Aversano

Kenda hat ein gewisses Etwas in ihrer Stimme, die wunderbar mit ihren Bandkollegen harmoniert. Denn auch die Herren müssen sich musikalisch nicht hinter dem 1,60 Meter grossen Energiebündel verstecken. Sickboy (Sean McNab) am Kontrabass besticht mit einer kernigen Singstimme und einem tanzenden Kontrabass, The Reverend McGinty (Kristian Rowles) haut am Keyboard in die Tasten, als gäbe es kein Morgen mehr. Blood Sandro Sanchioni lieferte ein Drummsolo erster Klasse und der aus Köln stammende Gitarrist Daniel Flamm heizte seiner Heimatstadt mit satten Riffs ein.

Kenda war im Übrigen immerzu unterwegs und nutzte den gesamten Veranstaltungsort voll aus. Ob hoch oben auf den Boxen, surfend auf dem Kontrabass oder für die letzte Hälfte des Konzertes unten im Publikum, man hatte wirklich das Gefühl ein Teil der Party zu sein.

Nach der verbalen Herausforderung von Sickboy «Oh well, party with the hangovers from weekend» legte auch das bisher ruhigere Publikum bei From Dusk Till Dawn nochmal richtig los, und schaffte es am Ende auch mit lauten Jubelrufen die erschöpften Musiker noch zu einer Zugabe mit Buried alive zu bewegen.

Sie rockten, tanzten und lieferten von Anfang bis Ende eine geile Show, die kein Bein still stehen liess. Verschwitzt, aber glücklich ging es dann ohne Tatort ins Bett.

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