Als ob Worte und Musik in Bildern zu sehen seien

Vom 9. bis 24. September 2017 hat der Maler Gerd Rausch 25 grossformatige Arbeiten in der Kulturkirche-Ost in Köln ausgestellt. Negative White hatte die Gelegenheit an der Finissage teilzunehmen und durfte ein inspirierendes Programm erleben.

Die Ausstellung von Gerd Rausch fand ihren Platz in einer architektonisch sehr interessanten Location, der Kulturkirche Köln-Ost. Als stimmungsvoller Präsentationsraum für Kunstausstellungen ist der denkmalgeschützte Kirchenbau einzigartig in Köln.

Neben der besonderen Atmosphäre die dieser Ort ausstrahlt, besticht er ausserdem mit einer einzigartigen Akustik. Die Auferstehungskirche in Köln-Buchforst ist ein 1968 eingeweihter, moderner evangelischer Kirchenbau, gestaltet von den Architekten Georg Rasch und Winfried Wolsky. Nachdem die evangelische Kirchengemeinde die Nutzung aufgegeben hatte, wurde dieser einzigartiger Bau einer anderen nicht weniger besonderen Nutzung zugeführt: der Kultur.

Nebel über Köln

Bereits vor Ausstellungseinlass tummelten sich einige Besucher vor der versteckt liegenden Kirche und warteten gespannt auf die Ausstellung sowie die im Vorfeld angekündigte Matinee-Veranstaltung des Bonner Kammerchors bon canto.

Es hatte schon etwas Mystisches, die leisen Stimmen des Chores bei den Proben zu hören, welche gedämpft durch die Türen der Kirche drangen, während draussen die Sonne aufstieg und der Nebel des Morgens sich verzog.

Ich gebe zu: Dies war mein erstes Konzert dieser Art. Der Chor um die junge Chorleiterin Alina Gehlen präsentierte Lieder aus dem französischen und englischen Barock sowie auch der deutschen Dichtkunst, die von Robert Schumanns Melodie untermalt wurde.

Bild: Marco Aversano

Wenn man nun dort sass, inspiriert von den ausgestellten Kunstwerken, in einem Raum der an Akustik und Stimmung nicht zu übertreffen ist, kommt man nicht umhin, sich von den Klängen des Chores davon tragen zu lassen.

Im Anschluss an einen verdienten, nicht enden wollenden Applaus für die Darbietung des Bonner Chores konnte man bei Kaffee und Kuchen seinen Gedanken nachhängen oder sich mit anderen Kunstinteressierten austauschen.

Für alle darüber hinaus Interessierten bot der Künstler selbst eine kleine Führung an, in der er einige seiner Kunstwerke erklärte, bzw. die Gedanken, die ihn bei diesem Bild begleitet haben erläuterte.

Lebenslinien

Die beiden Hauptthemen der Ausstellung waren die (vornehmlich griechische) Mythologie sowie die Musik, insbesondere die Oper, und die Sicht des Malers auf diese beiden Bereiche.

Grundsätzlich scheinen in den Kunstwerken von Rausch Linien eine grosse Rolle zu spielen. Meint man auf den ersten Blick das gewisse Linien und Farbgebungen lediglich willkürlich gewählt wurden, so merkt man bei einem genaueren Blick, dass dies nicht der Fall ist. Die Linien verbinden Personen, Aktionen und Gemälde miteinander. Sie geben einem Werk mehr oder weniger Tiefe oder verleihen der dargestellten Handlung eine unterschiedliche Bedeutung. Unabhängig davon liegt es wohl, wie bei Kunst so oft der Fall, im Auge des Betrachters.

Bild: Marco Aversano

Während der Führung war der Künstler voll ins seinem Element und konnte neben einem gratis Geschichts- und Kulturunterricht den Zuhörer mit kleinen Anekdoten unterhalten und ihnen möglicherweise einen anderen Blick auf seine Kunst und die damit verbundenen Geschichten geben.

So ist laut ihm bei jeder griechischen Geschichte eine Hälfte wahr und die andere liegt im Bereich der Mythologie. Dinge, die wie gemacht dafür sind, in Kunst und Kultur erzählt und interpretiert zu werden.

Ich kann nur mein persönliches Mantra wiederholen: Es lohnt sich über den Tellerrand zu schauen. Egal ob alt oder jung, ob Punk oder Spiesser – jeder sollte auch mal kleinere Kunst-Ausstellungen besuchen und sei es um seinen Alltag etwas zu entschleunigen.

 

Wer so eine Chance gerne nutzen möchte kann sich die Ausstellung der Künstlervereinigung Pentimenti, der auch Herr Rausch als Gründungsmitglied angehört, vom 28.09.2017 bis zum 15.10.2017  in der Stadtgalerie «Alter Turm» in Niederkassel-Lülsdorf ansehen und verlässt diese hoffentlich ebenso selig wie wir die Kulturkirche verlassen haben.

Fotos: Marco Aversano Fotografie

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