Mary Sees Red und Defekt 86: Fast ein Wohnzimmerkonzert

Im Tsunami Club Köln haben Defekt 86 und Mary Sees Red am vergangenen Wochenende fast ein Privatkonzert gegeben und Negative White war mit dabei. Die beiden Kölner Bands feierten an diesem Abend sozusagen ihre Reunion, denn bei ihrem ersten Auftritt vor einigen Jahren haben Defekt 86 bereits gemeinsam mit Mary Sees Red die Bühne gerockt. Also kannte man sich und erzeugte dadurch eine familiäre und freundschaftliche Atmosphäre.

Zum Leidwesen der Musiker, war der Tsunami Club nur spärlich gefüllt; was wohl mehr auf das grandiose Sommerwetter und diverse Stadtfeste in der Kölner Innenstadt zurückzuführen ist und keineswegs auf die musikalischen Qualitäten des Abends. Aber waschechte Vollblut Musiker spielen auch für wenige Leute und geben dabei Alles was die Musiktruhe hergibt.

Düstere Gefilde

Den Start machten das Duo von Defekt 86 mit einer Mischung aus Post Punk und Darkwave sowie teilweise deutschen und englischen Texten. Die zwei Herren (die Besetzungskonstante im Hause Defekt 86) sind ein eingespieltes Team und ihre Songs gefallen mir live noch besser als von der Scheibe. Beide fühlten sich während des Auftritts vollkommen in ihre Songs ein, so dass der Raum direkt von einer düsteren Grundstimmung ergriffen wurde.

Foto: Marco Aversano

Gegensätze ziehen sichan

Besonders die deutschsprachigen Texte wie Meine Haut vom Album Archive jagen einem Schauer über den Rücken und versetzen in eine zugleich nachdenklich, tiefgründige und losgelöste Tanzstimmung.

Mit einer Mischung aus elektronischen Rhythmen, zackigen Gitarrenklängen und der an vergangene Darkwave-Hochzeiten erinnernden Stimme des Frontmanns, entsteht eine gute Mischung. Aber auch Interessierte aus anderen Genres sollten sich nicht abschrecken lassen, denn die Jungs von Defekt 86 lassen sich auch auf musikalische Alternativen ein. So hört man Stimmen munkeln, dass es auf dem nächsten Album von Defekt 86 etwas rockiger werden soll. Wir dürfen also gespannt sein.

Bunter Strauss mit roten Stiefeln

Eine etwas andere Richtung schlug die Truppe um Mary von Mary Sees Red ein. Zwar konnte ich das gesamte Repertoire musikalisch nicht in eine einzige Stilrichtung einsortieren; denn es war von Punk bis Wave sowie Indie eine bunte Mischung am Start; jedoch sorgten besonders die neueren Songs für gute Laune

Es gab einen bunten Strauss aus vielen neuen Songs wie Pink Rubber Man oderPainkiller (eindeutig punkiger und rockiger als der Rest).

«Schön das ihr hier und nicht im Biergarten seid.»

Neben Gitarre , Keyboard und Schlagzeug stehen auch zeitweise zwei Bässe zur musikalischen Unterstützung der Frontfrau mit den roten Stiefeln bereit, diegelegentlich auch selber zum Instrument greift.

Foto: Marco Aversano

Hoch und Tiefs

Leider führte der sehr starke Mix aus direkt aufeinanderfolgenden ruhigen und zackigen Songs dazu, dass das Publikum und augenscheinlich auch die Band nicht so richtig in Fahrt kamen. Mary wirkte ohne ihre Gitarre viel gelöster und hatte Bock, so richtig abzugehen, aber der ständige Instrumentenwechsel schien sie etwas auszubremsen.

Unabhängig davon bieten Mary Sees Red neben einer interessanten Geschichte um die Entstehung des Bandnamens einige interessante Titel, die gerade bei den rockigen Parts mit viel Potential ins Bein gingen und die Leute von den Stühlen holten.

When something died überzeugte durch eine eindeutig düstere und bedrohliche Stimmung und kreierte Bilder vor dem inneren Auge die einem Thriller entsprungen sein könnten.

Zum Schluss drehten die Marys nochmal auf und beendeten den heißen Abend mit dem Song mit dem laut ihnen jedes Konzert endet: Nightmare.

Auf jeden Fall, hat sich der Verzicht auf den Biergarten an diesem Abend für uns, die anwesenden Gäste und Negative White gelohnt.

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